Managing digital innovation in established industrial companies
Moschko, Lukas; Piller, Frank Thomas (Thesis advisor); Blazevic, Vera (Thesis advisor)
Aachen (2022)
Doktorarbeit
Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2022
Kurzfassung
Essay I: Paradoxes of implementing digital manufacturing systems: A longitudinal study of digital innovation projects for disruptive change. Digitale Fertigungstechnologien bieten etablierten Unternehmen viele Innovationsmöglichkeiten. Sie fördern datengesteuerte operative Exzellenz, ermöglichen aber auch neue Geschäftsmodelle, indem sie entweder physische und digitale Ressourcen in innovativen Angeboten integrieren oder Opportunitäten der Digitalisierung in der Produktion zur strategischen Differenzierung nutzen. Dennoch scheitern viele dieser Innovationsprojekte an ihren ursprünglichen Ambitionen und führen, wenn überhaupt, zu eher inkrementellen Effizienzsteigerungen in bestehenden Produktionssystemen. Um die Ursachen für diese Misserfolge zu verstehen, haben wir eine qualitative Langzeitstudie durchgeführt, die auf einem kollaborativen Forschungsprojekt mit acht Unternehmen sowie zusätzlichen Experteninterviews basiert. Unter Anwendung von Paradox-Theory identifizieren wir drei Spannungsknoten, die mehrere miteinander verknüpfte Spannungen bei digitalen Innovationsprojekten in etablierten Fertigungsunternehmen aufzeigen: 1) Verschmelzung physischer und digitaler Ressourcen, 2) Innovation im bestehenden modus operandi und 3) Integration interner und externer Stakeholder. Diese Spannungen führen zum gleichzeitigen Auftreten dynamischer und widersprüchlicher Kräfte, die digitale Innovationsprojekte in der Industrie von ihren hochgesteckten Zielen ablenken. Unsere Erkenntnisse erklären, warum die Digitalisierung etablierter Fertigungssysteme ein nicht triviales Unterfangen ist. Wenn wir Managern in der Fertigungsindustrie helfen, sich dieser Paradoxien bewusst zu werden, können sie die miteinander verbundenen Spannungen in ihren Innovationsbemühungen systematisch angehen, um disruptive Veränderungen besser zu nutzen. Essay II: Managing digital transformation of industrial incumbents: Driving digital innovation activities by leveraging innovation-oriented leadership through internal and external collaboration. Etablierte Industrieunternehmen versuchen ihre Wettbewerbsposition durch den Einsatz digitaler Technologien in ihren Innovationsaktivitäten zu stärken, beispielsweise in Form von Prozessoptimierungen oder Geschäftsmodellinnovationen. Obwohl sich die Unternehmen über die Bedeutung der digitalen Transformation einig sind, tun sie sich oft schwer mit der Umsetzung wirksamer Maßnahmen, um diese zu bewältigen. Wir zeigen die wichtige Rolle von innovationsorientiertem Leadership, eine Form der transformationalen Mitarbeiterführung, bei der Förderung interner und externer Kooperationen, die sich als wesentlich erweisen, um den Beitrag der Digitalisierung in Innovationsaktivitäten zu erhöhen. Wir haben Topmanager etablierter Industrieunternehmen befragt, um empirisch zu zeigen, dass innovationsorientierte Führung keinen direkten Einfluss auf den Digitalisierungsbeitrag zu den Geschäftsaktivitäten hat, sondern vollständig durch interne und externe Zusammenarbeit mediiert wird. Basierend auf ergänzenden objektiven Daten zeigen wir zusätzlich, dass ein hoher Digitalisierungsbeitrag bei Geschäftsmodellinnovationen einen positiven Effekt auf die Umsatzentwicklung hat. Essay III: Data sovereignty as organisational competence for digital innovation management of industrial incumbents. Für etablierte Industrieunternehmen stellt die Entwicklung digitaler Innovationen eine besondere Herausforderung dar, da sie neue Kompetenzen erfordert. Insbesondere die Nutzung von Daten, also bspw. die Erhebung, Speicherung, Verarbeitung, Analyse und der Austausch mit relevanten Stakeholdern, in der Wertschöpfung von Unternehmen scheint derzeit Schwierigkeiten zu bereiten. In einer explorativen Studie auf Basis von Experteninterviews haben wir daher untersucht, warum und wie Datensouveränität als organisationale Kompetenz entwickelt werden sollte und welche Verbindungen zum digitalen Innovationsmanagement bestehen bzw. berücksichtigt werden sollten. Mit Hilfe der Strategy-as-Practice-Theorie konnten wir in einem ganzheitlichen Ansatz zeigen, dass dies u.a. eine Zusammenarbeit von interdisziplinären Akteuren sowie konsistente Praktiken im Umgang mit Daten, die Möglichkeit eines flexiblen und agilen Projektmanagements und den Abbau bestehender Vorbehalte gegenüber Daten und deren Nutzung erfordert. Darüber hinaus konnten wir zahlreiche Zusammenhänge zwischen organisationaler Datensouveränität und digitalem Innovationsmanagement erforschen, da zum einen der souveräne Umgang mit Daten eine bisher unterschätzte Kompetenz für die Entwicklung digitaler Innovationen darstellt und zum anderen einige Merkmale des digitalen Innovationsmanagements Auswirkungen auf die organisationale Datensouveränität mit sich bringen. Unsere Forschung hilft somit Unternehmen, Bedingungen für eine bessere Nutzung von Daten in ihrer Wertschöpfung und ihrem digitalen Innovationsmanagement zu schaffen.
Identifikationsnummern
- RWTH PUBLICATIONS: RWTH-2022-11429