Research on trust in smart home technologies : a user-centered approach
- Forschung zum Vertrauen in Smart Home-Technologien : Ein nutzerzentrierter Ansatz
Tereschenko, Olga; Wentzel, Daniel (Thesis advisor); von Nitzsch, Rüdiger (Thesis advisor)
Aachen : RWTH Aachen University (2020, 2021)
Doktorarbeit
Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2020
Kurzfassung
Über einen langen Zeitraum wurden in der Technologie-Forschung ausschließlich Faktoren erforscht, die die Akzeptanz innovativer Technologien fördern (z.B. Davis, 1989; Venkatesh & Davis, 2000), die sogenannten „Enabler“ (zu Deutsch: Befähiger, Wegbereiter). Neuere Forschung hat jedoch erkannt, dass es von entscheidender Bedeutung ist, gleichzeitig Faktoren zu berücksichtigen, die die Adoptionsabsicht verringern oder Widerstände von Konsumenten fördern, die sogenannten Inhibitoren (z.B. Claudy, Garcia, & O'Driscoll, 2015; Mani & Chouk, 2017, 2018). Laut der "Prospekt-Theorie" (Kahnemann & Tversky, 1979) und gemäß der Erkenntnisse aus der "Negativitäts-Bias-Theorie" (z.B. Ito, Larsen, Smith, & Cacioppo, 1998; Kanouse, 1984) haben mögliche Verluste / negative Informationen (hier die negativen Faktoren wie Risiken und Unsicherheiten, die mit der Technologie assoziiert werden) ein größeres Gewicht im Entscheidungsprozess der Konsumenten als mögliche Gewinne / positive Informationen (hier die positiven Faktoren wie bspw. der durch die Technologie erworbene Nutzen). Es ist daher von größter Bedeutung, neben den positiven Treibern der Technologie-Akzeptanz auch Hemmnisse wie die wahrgenommenen Barrieren zu untersuchen, sowie die Faktoren, die potenziellen Nutzern dabei helfen können, ihre persönlichen Unsicherheiten zu überwinden. Ein solch mächtiger Faktor ist Vertrauen. Mit dem Aufkommen und der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Smart Home Technologien (SHT) werden potenzielle Verbraucher mit einer Reihe von noch nie dagewesenen Technologiemerkmalen konfrontiert. Zwei Beispiele für diese innovativen und damit aus der Sicht potenzieller Nutzer sehr ungewohnten Eigenschaften sind die zunehmende Autonomie und die Lernfähigkeit von Technologien. Autonomie bezieht sich auf die Fähigkeit einer Technologie, Entscheidungen zu treffen und Handlungen ohne Intervention des Nutzers vorzunehmen (Rijsdijk & Hultink, 2003, 2009). Die Lernfähigkeit ist die Fähigkeit einer Technologie, Daten über ihre Umgebung und ihren Nutzer zu sammeln und ihr Verhalten im Laufe der Zeit so zu verändern, dass es den Bedürfnissen des jeweiligen Nutzers besser entspricht (Rijsdijk & Hultink, 2003, 2009). Neben den allgemeinen Risikowahrnehmungen, die sich bei der Einführung von Innovationen in einen Markt ergeben (z.B. Featherman & Pavlou, 2002, 2003; Mani & Chouk, 2017, 2018), gibt es auch deutliche Risikowahrnehmungen, die sich insbesondere gegenüber SHT herausbilden. Diese besonderen Risiken können u.a. eine Zunahme der wahrgenommenen Abhängigkeit und Entmachtung sein (z.B. Schweitzer & van den Hende, 2016), aber auch eine mögliche Überwachung privater Aktivitäten, Verletzung der Privatsphäre und Aufdringlichkeit der Technologie (Englisch: Intrusiveness) umfassen (z.B. Wilson, Hargreaves & Hauxwell-Baldwin, 2017). Diese speziellen Risiken sind der Hauptgrund dafür, weswegen die Anbieter von SHT in naher Zukunft Technologien entwickeln müssen, die überzeugender und vertrauenswürdiger sind, als sie heute erscheinen. Die Forschungsliteratur zeigt, dass Vertrauen einen Schlüsselfaktor in Situationen darstellt, in denen Unsicherheit und Risiko vorherrschen (Jarvenpaa, Tractinsky & Vitale, 1999; McKnight, Choudhury & Kacmar, 2002; Pavlou, 2003, Söllner, Hoffmann & Leimeister, 2016). Je mehr Risiken und Unsicherheiten von den potenziellen Nutzern wahrgenommen werden und je stärker diese ausgeprägt sind, desto mehr vertrauensbildende Maßnahmen sind notwendig, um die Verbraucher von intelligenten Technologien zu überzeugen. Ohne ein Mindestmaß an Anfangsvertrauen auf Seiten der Verbraucher werden Hersteller von IT-basierten Technologien nicht erfolgreich sein (Söllner, Hoffmann & Leimeister, 2016). Die bisherige Forschung hat den Einfluss zentraler Intelligenzdimensionen von SHT auf das Anfangsvertrauen der potentiellen Konsumenten weitgehend vernachlässigt. Diesen zu kennen ist jedoch sowohl für die Hersteller als auch die Vermarkter von SHT von Bedeutung, wenn sie auf dem Markt erfolgreich sein wollen.Die vorliegende Dissertation greift die beschriebene Forschungslücke auf und betrachtet das Phänomen aus einer konsumentenzentrierten Perspektive. Im Einzelnen werden die Auswirkungen der Kernintelligenzmerkmale "Autonomie" und "Lernfähigkeit" sowie der humorvollen Kommunikation als Parameter der "menschenähnlichen Interaktion" auf das (anfängliche) Vertrauen untersucht.
Identifikationsnummern
- DOI: 10.18154/RWTH-2020-04870
- RWTH PUBLICATIONS: RWTH-2020-04870